Über die Geschichte und Bedeutung der Gebäude in Vierzehnheiligen
Vierzehnheiligen Auf Einladung der „Freunde des Gottesgarten“ referierte Bezirksheimatpfleger Günter Dippold über die Geschichte der Gebäude des heutigen Ortes Vierzehnheiligen. Rund 40 Interessierte folgten der Einladung und durften an einem rund zweistündigen, hochinformativen, aber auch kurzweiligen Vortrag teilnehmen.
Treffpunkt war am Großparkplatz der unterhalb der Basilika nach einem kurzen Grußwort durch den Vorsitzenden der „Freunde des Gottesgarten“ Michael Endres, bei dem er auf die Besonderheit des Dreigestirns am Obermain aufmerksam machte, begaben sich die Teilnehmer auf den Weg und hielten das erste Mal nach rund 50 Metern am Abzweig zum Wallfahrer-Weg an.
In seiner Eröffnung legte der Historiker dar, dass die Basilika mit ihrem Nebengebäuden als einmaliges Gesamtkunstwerk zu sehen ist. Insbesondere wurden die Nebengebäude im Zuge der einst stark steigenden Anzahl an Wallfahrern für die Versorgung dieser eingerichtet.
Die Geschichte der Wallfahrt bildete auch den ersten thematischen Schwerpunkt des Vortrags. So kamen schon vor Jahrhunderten viele Wallfahrer aus dem Westen, bspw. den Haßbergen, und konnten so schon von weitem ihr Ziel die Basilika sehen und dadurch letzte Kraftreserven mobilisieren. Das war auch nötig, denn es mussten viele protestantisch geprägte Orte, in denen man nicht auf Verpflegung hoffen konnte, durchquert werden. In Herreth kam es in den 1770er-Jahr gar zu tumultartigen Szenen zwischen Dorfbewohnern und Wallfahrern.
Über den Wallfahrer-Weg wusste Dippold zu berichten, dass dieser einst in einem „menschenunwürdigen“ (O-Ton Lichtenfels Tagblatt) war und erst durch Veranlassung des damaligen Bezirksvorstand Eugen Horber in seiner heutigen Form, insbesondere mit zwei Fahrspuren, ausgebaut wurde.
An der nächsten Station lag der Fokus auf dem heutigen Diözesanhaus. So war Vierzehnheiligen bis ins 19. Jahrhundert als Frankenthal bekannt, was auf einen Granje am südlichen Hang des Staffelbergs etwa auf dem Gebiet des Diözesanhaus zurückgeht. Erworben wird dieser Hof 1344 durch das Kloster Langheim. Eines der Anwesen war eine Schäferei in der auch Hermann Leicht lebte, der um 1445 die bekannten vier Erscheinungen hatte. Im Laufe der Jahre blieb der Hof verpachtet. Nach der Säkularisation 1803 erwirbt die öffentliche Hand diesen und verpachtet ihn weiter. 1913 schließlich erwarben die Franziskusschwestern das Gebäude als Antoniusheim, welches auch als Wallfahrerinnenherberge diente. Das heutige Mutterhaus wurde 1927/28 als Exerzitienhaus gebaut. Im alten Antoniusheim waren weiterhin die Novizinnen untergebracht. Dieses wurde als Diözesan und neues Exerzitienhaus 1964-68 aus- und neugebaut. Ebenso wurde das Mutterhaus 1963/64 erweitert.
Die nächste Station führte die Gruppe zur Basilika. Vor dieser wusste der Bezirksheimatpfleger zu berichten, dass die Fassade der Kirche eine Fernwirkung bis nach Gereuth bei Ebern hat. Leider ist von einem originalen großen Geläut im Zuge der Säkularisation keine Glocke mehr vorhanden. Die Geschichte der Gastwirtschaften im Ort ist auch sehr lang und abwechslungsreich. Eine erste Bewirtung gab es ab 1450, wobei das Gasthaus über lange Zeit jeweils für wenige Jahre durch das Kloster verpachtet wurden, und nach der Säkularisation in Privatbesitz wechselten. Den heutigen „Goldenen Hirsch“ erwarb das Erzbistum in den 1960-er Jahren. Durch einen Neubau 1976 wurde der vorherige aus dem 17. Jahrhundert abgetragen, was ein architektonischer Frevel war. So wurde durch den Neubau wichtige Blickbeziehungen zerschnitten. In den Gastwirtschaften, ab den 1840-er Jahren kam eine zweite hinzu, wurde auch durch einheimisches Bier für das Wohl der Wallfahrer gesorgt. Nach 1803 wurde dieses wohl aus dem nahen Uetzing beschafft, später (um 1850) im Ort selbst beim Brauhaus beim Hirschen und durch die Franziskaner zwischen 1862 und 1885 zur Verfügung gestellt. Beide Brauereien wurden im Laufe der Zeit wieder geschlossen, sodass heute nur noch die ehemalige Brauerei Stern, heute Trunk, vorhanden ist. Deren Geschichte bis ins Jahr 1882 zurückreicht und in ihrer heutigen Form 1927 errichtet wurde.
Zu guter Letzt referierte der Historiker über die Rolle der Basilika für die Wallfahrer. So war dieses nicht nur das spirituelle Ziel ihrer Reise, sondern diente auch als Schlafstätte. Allerdings wurde dies ab 1889 untersagt, sodass aus Mangel an adäquaten Alternativen von einer regelrechten Flucht in die Botanik ausgegangen werden muss. Der Basilikavorplatz dient auch schon seit Jahrhunderten zum Erwerb von bspw. Erinnerungsstücken oder Gedenkerzen. In einem zeitgenössischen Bericht von 1830 beschreibt Gustav von Heeringen ein Volksgedränge mit Stadtgästen, Bettlern und Wallfahrern und damit ein höchst diffuses Bild von dem Geschehen vor der Basilika. Noch dazu gab es bis 1964 nicht nur die heutigen Stände, sondern auch eine weitere nördliche Reihe Richtung Lichtenfels, sodass wahrlich ein reges Treiben rund um die Basilika und ihren Nebengebäuden geherrscht hat.