GRUNDFELD Unter dem Motto „Verkehrsentwicklung im Gottesgarten“ veranstalteten die „Freunde des Gottesgarten“ eine Radl-Rundtour von Grundfeld nach Wiesen und zurück. Referent war der BUND-Kreisvorsitzende Anton Reinhardt. Nach einer kurzen Begrüßung durch den 1. Vorstand Michael Endres beim Start der Tour an der Dorflinde informierte Reinhardt die 15-köpfige Gruppe, dass mittlerweile bereits 11 Straßen im Obermaintal zwischen Lichtenfels und Ebensfeld existieren: mehrere Gemeindeverbindungs-, Kreis-, Staats-, Bundesstraßen und die Autobahn. „Wir brauchen wahrlich nicht noch mehr Straßen! Die Fürbitte an die Gottesmutter, die auf der Fahne zu lesen ist, meine ich ernst; denn leider ist noch immer nicht Schluss mit dem Straßenbau im Gottesgarten im Obermaintal“, mahnte der Naturschützer.
Dann begab sich die Gruppe von Grundfeld aus auf den Weg zum 1. Halt am Autobahndreieck von BAB 73 und B 173. Anton Reinhardt zeigte hier die historische Entwicklung des Autobahnabschnitts von den Planungsanfängen in der Nachwendezeit der 90-er Jahre bis zur Vollendung im Jahre 2008 auf. Er unterstrich dabei den durch die Streckenführung verursachten Einschnitt in die Kulturlandschaft des Gottesgartens. Dies wurde besonders eindrücklich durch Bilder, die die Situation vor und nach dem Autobahnbau verglichen. Darauf war insbesondere zu sehen, wie vormals grüne Wiesen vier Fahrspuren aus Asphalt und Beton weichen mussten.
Nach diesem ersten inhaltlichen Block radelten die Teilnehmer weiter zum Trimeusel oberhalb von Nedensdorf. An dieser Stelle des Prallhangs oberhalb des Mains erinnerte Reinhardt daran, dass die Menschen die Erde nur „geliehen“ haben und die Ressourcen der Erde endlich seien. Folglich sei bei Eingriffen in die Natur immer abzuwägen, insbesondere im Hinblick auf den Nutzen für die kommenden Generationen: „Was hinterlassen wir unseren Kindern und Enkeln?“ Weiter fragte er selbstkritisch mit Blick auf das „Dreigestirn“ und in die Ferne und hob hervor: „Wird es noch eine liebenswerte Landschaft, eine intakte Flora, eine artenreiche Fauna und den lebensnotwendigen Wasserkreislauf geben, wenn wir so weiter wirtschaften wie bisher?“. Buchstäblich untermalt wurden seine Äußerungen durch den bilderbuchhaften Panoramablick, der einem vor Augen führte, wie wertvoll ein funktionierendes Öko-System ist. Außerdem betonte Reinhardt, dass unser Augenmerk auf endliche Ressourcen in Zukunft viel stärker gerichtet werden sollte. „Konsequentes Recycling ist auf allen Ebenen angesagt, um der drohenden Knappheit der materiellen Grundgüter entgegenzuwirken“, forderte Reinhardt und gab auch etliche Tipps, wie Verbraucher ganz einfach im Alltag durch ihr Verhalten Ressourcen schonen könnten.
Der dritte und letzte Halt führte die Gruppe zur Flutmuldenbrücke zwischen Wiesen und Nedensdorf an der Eisenbahn-Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt. Hier unterstrich Reinhardt, dass ein Ausbau der Schienenwege grundsätzlich wegen des Beitrags der Bahn zur Verringerung der Umweltbelastungen. zu begrüßen sei. Dieser müsse aber primär im Erhalt und Ausbau des Bestandnetzes und nicht anhand teurer Prestige-Projekte wie diesem erfolgen. So wurde diese Strecke mit 28 Millionen Euro pro km zur teuersten Bahnstrecke Europas. Die veranschlagten Kosten seit dem Planungsbeginn Anfang der 1990-er Jahre haben sich mehr als verdoppelt. Außerdem wäre ein Nutzen-Kosten-Faktor von über eins des Projekts nur mit einer Nutzung der Strecke durch Güterzüge erreicht worden. Das sei bis heute nicht passiert. Damit hätte die Strecke aus volkswirtschaftlicher Sicht nie gebaut werden dürfen und wird sich in dieser Hinsicht auch nie rentieren. Obendrein sei der Ausbau der Bestandsstrecke zwischen Ebensfeld und Nürnberg, mehr als 30 Jahre nach Planungsbeginn, noch immer nicht vollendet. Reinhardt erläuterte daher auch die sinnvollen Alternativen, die während der Planungsphase seitens verschiedener Bürgerinitiativen frühzeitig eingebracht, aber nicht berücksichtigt wurden. Zu diesen zählte beispielsweise der maßvolle Ausbau der Bestandsstrecke zwischen Lichtenfels, Kronach, Saalfeld, Halle, Leipzig mit Neigetechnik.
Nach diesen Ausführungen schloss der erste Vorsitzende des Vereins der „Freunde des Gottesgartens“ Michael Endres die Veranstaltung mit den Worten: „Heute wurde deutlich, wie wichtig es ist, Entwicklungen, wie der zunehmenden Versiegelung und des Flächenverbrauchs Einhalt zu gebieten und aktiv weiterhin für den Naturschutz einzustehen, um die Natur zu erhalten.“ Anschließend radelten die Teilnehmer über Unterzettlitz zurück zum Ausgangspunkt nach Grundfeld.